Symptome des Asperger-Syndroms
Erste Indizien, ob Ihr Kind das Asperger-Syndrom haben könnte, kann ein Selbsttest liefern. Den füllen natürlich die Eltern für ihr Kind aus. Bis das Kind die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben erworben hat, bleibt nur die Möglichkeit, auf die Aussage und die persönliche Wahrnehmung der Eltern zu bauen. Ein Online-Selbsttest kann immer nur einen ersten Anreiz geben, eine Tendenz aufzeigen und er kann auch andere Erklärungen liefern. Eine wirklich aussagekräftige Diagnose kann letztendlich nur ein Psychiater oder ein Pädiatrisches Zentrum liefern.
Das Asperger-Syndrom wird dem autistischen Formenkreis zugeordnet. Die betroffenen Kinder zeigen eine ganze Reihe an Auffälligkeiten, die teilweise auch auf andere Störungen zutreffen können. Häufig wird die Diagnose erst mit oder nach dem Eintritt in die Schule gestellt, denn spätestens dann fallen Defizite oder ungewöhnliche Verhaltensweisen konkret auf. Vorher werden manche Auffälligkeiten im Kleinkindalter und Kindesalter abgetan. Viele sprechen davon, dass das Kind etwas „später dran ist“ oder eben in der Entwicklung etwas hinterherhängt. Man sieht es den Kindern absolut nicht an, es gibt keinerlei äußerlichen Erkennungsmerkmale. Da viele dieser Kinder früh und sehr gut sprechen, können sie mithilfe dieser Fähigkeit über andere Defizite hinwegtäuschen. Wenn sie beispielsweise eine Aufgabenstellung im Kindergarten nicht verstehen, lenken sie ab, in dem sie einen Monolog über ihr Lieblingsthema halten oder Fragen stellen.
Mangel an Kommunikation
Sehr oft äußert sich das Asperger-Syndrom durch einen Mangel an Kommunikation. Darüber hinaus spielen viele Kinder lieber alleine, anstatt in der Gruppe. Sie entwickeln sehr ausgeprägte Interessengebiete, mit denen sie sich viele Stunden am Tag beschäftigen möchten. Der Aspie, wie die Menschen mit Asperger-Syndrom auch liebevoll genannt werden, interessiert sich oft für ganz spezielle Dinge und Themen. Das kann von Kirchtürmen, über Dinosaurier bis hin zu Straßenschildern oder U-Bahn-Haltestellen praktisch alles sein. Sie werden nicht müde, immer neue Informationen über ihr Spezialthema anzuhäufen und können auch unentwegt darüber sprechen.
Die Kinder beschäftigen sich auch häufig nur mit einem speziellen Teil eines Gegenstandes oder sind beispielsweise nur von den Rädern eines Zuges fasziniert, nicht aber vom Zug als solches. Sie können sehr viel Zeit damit verbringen, immer und immer wieder mit der Hand über die Räder zu streifen oder den Geräuschen zu lauschen, die der fahrende Zug macht.
Welche Schwierigkeiten können auf dem Weg zur Diagnose auftreten?
Die Diagnosestellung von Asperger im Vergleich zur Diagnose Autismus ist diffiziler, denn im Gegensatz zum klassischen Autismus lässt sich das Asperger-Syndrom, wenn überhaupt erst ab dem dritten Lebensjahr diagnostizieren. Kinder mit Asperger sprechen sehr häufig früh und drücken sich ungewöhnlich gewählt oder pedantisch aus. Nicht selten wirken sie auf ihr Umfeld wie ein kleiner Professor. Dabei wenden sie sich nicht immer an ihr Gegenüber, sondern halten auch manchmal Monologe über Themen, die sie gerade besonders beschäftigen. Sie bekommen zudem nicht mit, wenn ihr Zuhörer nicht aufmerksam ist oder sich gar genervt abwendet, denn sie können die Mimik ihres Gegenübers nicht interpretieren. Ob jemand traurig, wütend, fröhlich oder zugewandt schaut, bleibt ihnen oft verborgen. Besonders diese Tatsache führt natürlich zwangsläufig zu Problemen in der Kommunikation mit anderen Menschen. Das Asperger-Kind bemerkt nicht, dass ein anderes Kind seit längerem genervt schaut und sich offenbar gestört fühlt und es fällt tatsächlich wie aus allen Wolken, wenn das Kind sich abwendet und geht. Es kann sich nicht erklären, warum es das tut, denn der Aspie hat die Signale seines Gegenübers nicht empfangen. Daraus ergibt sich eine sehr gravierende Konsequenz: Große Schwierigkeiten beim Freundschaften schließen!
Viele Aspies wirken auf ihr Umfeld wie von einem anderen Planeten. Sie sind häufig in ihrer eigenen Gedankenwelt verhaftet und haben kein Interesse daran, mit „dem Strom zu schwimmen“, denn sie fühlen sich nicht als Teil der Gruppe. Wenn es im Kindergarten heißt: „Alle Kinder aus der XY-Gruppe ziehen sich nun bitte an…!“, so kann es sein, dass ein Aspie auf diese Ansprache gar nicht reagiert, weil er sich nicht als Teil der Gruppe sieht.
Kinder mit Asperger-Syndrom sind normal bis überdurchschnittlich intelligent. Häufig kommt es zu sogenannten Insel-Begabungen. Darunter versteht man eine besondere Fähigkeit in einem bestimmten Themenbereich. Das kann zum Beispiel ein wissenschaftliches Thema sein oder ein Bereich aus der Informatik, in dem sich die Aspies ein immenses Wissen aneignen. Viele Top-Experten aus der Wissenschaft haben das Asperger-Syndrom. Allerdings können sie in anderen Bereichen des Lebens völlig hilflos oder ahnungslos sein. Das ist ganz charakteristisch.
Kinder mit dem Asperger-Syndrom neigen zu Wutausbrüchen und können sich vielleicht nur schwer beruhigen. Das liegt auch maßgeblich an der gestörten sozialen Interaktionsfähigkeit. Darüber hinaus fühlen sie sich schnell in ihrer inneren Ordnung gestört und aus der Bahn geworfen. Wenn ein Kind beispielsweise sein Frühstück immer in einer speziellen Reihenfolge isst oder in bestimmter Art anordnet, so kann es sehr stark aus seiner Ruhe gebracht werden, wenn diese Ordnung aus irgendeinem Grund gestört wird. Was für andere eine Lappalie ist, kann für einen Aspie ein gefühlter Weltuntergang sein. Hier ist Feingefühl gefragt und man muss versuchen, sich in diese Welt hineinzuversetzen, um sein Kind ein Stück weit besser zu verstehen.
Es bringt nichts ihm zu sagen, dass es doch nicht schlimm ist, wenn nun auf der einen Seite drei und auf der anderen Seite vier Keksen liegen, statt wie in seiner speziellen Ordnung immer zwei auf der einen und fünf auf der anderen. Da hilft kein Diskutieren. Dieses repetitive Verhalten ist ebenfalls ein maßgebliches Kriterium beim Asperger-Syndrom. Dinge gleich anzuordnen und Abläufe immer wieder in der gleichen Reihenfolge zu machen, ist charakteristisch.
Die betroffenen Kinder nehmen ihr Umfeld anders wahr. Zum Beispiel kann ein Kind das Ticken der Uhr genauso laut hören, wie das Sprechen des Lehrers. Alle visuellen Details strömen nahezu ungefiltert auf das Kind ein. Zeigt man einem Aspie ein Bild und fragt, was ihm zuerst auffällt, so nennt es sehr oft die „Nebenschauplätze“ und nicht das Objekt, welches ganz offensichtlich im Fokus steht. Viele Details, auch unnötige, werden wahrgenommen und abgespeichert.
Diese Kinder haben ein sehr gutes Gedächtnis, welches häufig bis in die frühste Kindheit zurückreicht. Sie können sich an Situationen in der Kita oder dem Spielplatz erinnern, die andere Kinder ihres Alters längst vergessen haben. Aspies speichern nicht selten ganze Gespräche ab oder merken sich sämtliche Namen. Möglicherweise haben sie ein fotografisches Gedächtnis und erkennen Dinge, die sie nur mal flüchtig im Vorbeifahren gesehen haben, sofort in einem anderen Zusammenhang wieder.
Wenn Sie allerdings in einer Prüfungssituation Wissen abrufen sollen oder auf „Knopfdruck“ Fragen beantworten sollen, kann es sein, dass sie gar nicht oder unzureichend antworten. Die Konzentrationsfähigkeit kann zusätzlich gestört sein. In der Schule kann es notwendig werden, dem Kind einen Schulbegleiter zur Seite zu stellen. Dieser kann den Fokus immer wieder lenken und den Aspie gegebenenfalls aus einer Situation der Reizüberflutung oder Überforderung befreien, in dem er beispielsweise die Klasse mit dem Kind vorübergehend verlässt. Solche Auszeiten sind wichtig und helfen dem Kind eine Regelschule besuchen zu können. Der Besuch einer Förderschule ist in aller Regel nicht notwendig.