Mein Kind liebt die Natur und zwar zu jeder Jahreszeit. Der Wald, mit all seinen Eindrücken wirkt sich beruhigend auf ihn aus. Er kommt wie man so schön sagt „runter“ und kann seinen Gedanken nachkommen. Natürlich kommen auf mich als Mama wieder gefühlt tausend Fragen auf mich zu, die ich geduldig versuche zu beantworten. Die Natur hatte immer schon einen großen Stellenwert für mich. Ich merkte schon früh, dass man Sohn „anders“ war und hatte natürlich im Baby- und Kleinkindalter noch keinen blassen Schimmer davon, dass er das Aperger-Syndrom haben könnte. Wenn ich mit ihm im Kinderwagen durch den Wald gefahren bin, wurde er gefühlt zu einem anderen Kind. Kein Geschrei, keine Unruhe und Unwohlsein. Ganz entspannt betrachtete er, wie sich die Blätter in den Baumwipfeln hin- und her bewegen, die Geräusche faszinierten ihn dabei besonders. Er wirkte dabei wie gefesselt und tief beeindruckt. Auch bevorzugte er es dabei alleine zu sein, er wollte also keine anderen Kinder dabei haben, die ihn bei seinen Betrachtungen „stören“.
Beobachtungen im Wald
Seit er etwas älter ist, gehen wir auf Schatzsuche in den Wald. Wir betrachten unter der Lupe, wie Blätter und Tierspuren vergrößert ausschauen. Natürlich werden ständig Nüsse, besondere Steine und Blätter mit interessanten Farben gesammelt. Bis heute ist er fasziniert von Schneeglöckchen und wenn er die ersten Gänseblümchen entdeckt, ist er außer sich vor Freude. Es kommt aus dem tiefsten Herzen, die Freude an der Natur. Ich versuche ihn so gut ich kann, ihm diese Welt zu erklären und seinen unbändigen Durst nach Wissen, etwas zu stillen. Immer gelingt mir das natürlich nicht.
Noch im Kinderwagen sitzend hat mein Sohn bereits mit zehn Monaten in den Himmel gezeigt und lautstark „Nood“ gerufen. Er deutete auf den Mond und erblickte ihn seit er ihn das erste Mal wahrgenommen hatte jedes Mal zuverlässig. Selbst am Tag konnte er plötzlich ganz aufgeregt sein, wenn er ihn wieder hinter einer dichten Nebelwand und ganz schwer zu erkennen, erspäht hatte. Nicht selten brauchte ich eine Weile, um ihn überhaupt selbst zu sehen. Im Wald gebe ich ihm immer wieder Impulse in dem ich beispielsweise sage: „ Riech mal den Duft des Waldes. Es hat geregnet und nun hat der Wald einen ganz besonderen, einzigartigen Geruch!“
Wir schauen uns an, wie die Sonne durch die Äste der riesigen Bäume ein mit taubedecktes Spinnennetz zu Tage bringen. Er kann sehr ausdauernd in seinen Beobachtungen sein und immer ergibt ein Thema das nächste. „Warum bleibt ein Käfer im Spinnennetz hängen?“, „Wo kommt der Faden aus der Spinne?“, „Frisst die Spinne den Käfer?“, „Warum frisst die Spinne den Käfer?“ und so weiter.
Wenn Sie ihr Kind mit Asperger im Wald kreativ unterhalten möchten, können Sie im Vorab auch einen Eierkarton vorbereiten, den Sie mit unterschiedlichen Symbolen auf dem Karton bekleben. Das können Symbole wie ein Tannenzapfen, ein Eichelblatt, ein Stück Holz, eine Eichel und so weiter sein. Ihr Kind schaut dann, ob es das Gesuchte im Wald finden kann und sortiert es unter dem Deckel in die Eivertiefung ein. Das macht den Kindern Erfahrungsgemäß viel Spaß und sie können ihre gesammelten Schätze noch eine Zeit zu Hause bewundern.
Das Anfassen und Berühren von Dingen spielt für Asperger Kinder eine besondere Rolle und es kann sein, dass ein Kind viele, viele Male über denselben Ast fühlt. Ich lasse dies zu und gebe meinem Sohn die Zeit, den Reiz zu stillen. Es gilt als Diagnosekriterium, dass ein Kind mit Asperger Syndrom gerne Gegenstände und auch Menschen wiederholt anfassen möchte. Es hilft ihm, die Dinge zu verstehen, ja regelrecht zu begreifen.
Es lohnt sich auch, mal ganz bewusst in den Wald hineinzuhören. Aspies hören Geräusche und Laute anders und empfinden Töne teilweise lauter, als wir sie wahrnehmen. Meiner Ansicht nach, tut es den Kindern sehr gut, mal keinen Autolärm und Großstadtlärm zu hören und ganz konzentriert den Tieren des Waldes zu lauschen. Blätterrascheln, die Geräusche des Windes, knackende Stöcke und vieles mehr können mal bewusst und ungestört wahrgenommen werden. Man kann zur Ruhe